Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Die Gemeinde Fichthorst
 
 



Die Gemeinde Fichthorst
 
 
Fichthorst, oder die „Heid“ wie es damals (und auch heute noch) liebevoll von seinen Bürgern genannt wurde, war 1945 ein etwa 1600 Einwohner zählendes Dorf. Von der Einwohnerzahl her das größte und von der Gemeindefläche her das kleinste Dorf im Landkreis Elbing – Tolkemit ausgenommen.
 
Anfang der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts wurden die drei Teilortschaften Fichthorst (46 ha), Neukirchniederung (36 ha) und Friedrichsberg (11 ha) zu einer Gemeinde zusammengelegt und mit Fichthorst bezeichnet. Fichthorst deshalb, weil diese Teilortschaft die größte Fläche mit eingebracht hatte.
 
Fichthorst lag an der ehemaligen Reichsstraße 1, die damals von Berlin über Dirschau, Marienburg, Elbing bis nach Königsberg führte. Für die Fichthorster war es deshalb die „Berliner Chaussee“. Aber auch die 9 km lange Strecke nach Elbing – die vorbei an der Aschbuder Wassermühle, über die Zugbrücke am Gasthaus Zur Lahmen Hand, die über die Aschbuder Lake gespannt war, im weiteren Verlauf den Windungen der Fischau folgend, über die Schillingsbrücke und an den Speichern von Carl Steppuhn vorbei bis zur Leegen Brücke führte – war für alle Menschen dieser Region, ob aus der Stadt oder vom flachen Land, die „Berliner Chaussee“. Sie war die älteste und verkehrsreichste Straße im gesamten Landkreis. Schon zur Ordenszeit war sie als Verkehrsweg zwischen Marienburg und Elbing von großer Bedeutung, führte sie doch streckenweise über leichte Höhen, wie die bei Neuheide, Neuhof und Schwarzdamm, durch das sumpfige Niederungsgebiet bis hin zur Nogat und weiter am rechten Nogatufer entlang bis Marienburg.
 
Zur Kirchengemeinde Neuheide gehörten nicht nur die Bürger aus Fichthorst und den umliegenden Nachbargemeinden, sondern auch aus Ortschaften, die westlich der Nogat lagen, denn der kleine Grenzverkehr von und zum „Freistaat Danzig“ war, mittels einer Fähre über die Nogat in der Höhe von Nogathau, großzügig geregelt.
 
Die Pfarrtätigkeit in der Kirchengemeinde Neuheide übten in den zwanziger Jahren ein Pfarrer Ulmann und danach ein Pfarrer Michalek aus. Ab 1937 ein Pfarrer Krause, der vor und während des Krieges mehrfach verhaftet wurde. Es gab in Fichthorst auch eine kleine freikirchliche Gemeinde, deren Gemeindehaus am Grünen Weg stand; in ihm wurden Gebetsstunden und die Sonntagsschule für Kinder abgehalten. Auch stand für die wenigen Baptisten des Ortes in der Knochengasse eine kleine Kapelle zur Verfügung.
 
Im Jahr 1901 wurde in Neukirchniederung gegenüber der Kirche ein Gemeindehaus errichtet, das einzige im Landkreis Elbing. In ihm gingen alle angehenden Konfirmanden der Kirchengemeinde zum Unterricht und diese Gemeinde war weit größer als die drei Teilortschaften. Denn zur Kirchengemeinde, man sagte damals auch Kirchspiel, gehörten alle Einwohner  der umliegenden Dörfer, soweit sie evangelisch waren und das waren ca. 90 % der Bevölkerung. In diesem Gemeindehaus wurde nicht nur Unterricht abgehalten, es diente auch anderen Zwecken, unter anderem als „Erste-Hilfe-Station“ , auch war die Hebamme hier untergebracht. Jugendliche trafen sich hier zu „Spaß und Spiel“. Die Gemeindeschwester war sehr gefragt, denn wegen leichten Krankheiten und kleinen Verletzungen wollte niemand einen Arzt in Elbing aufsuchen, dafür war der Weg viel zu weit und zu umständlich. Zeitweise stand im Ort auch ein praktischer Arzt zur Verfügung.
 
Pfarrhaus 2009Pfarrhaus 2009
 
Pfarrhaus 1943Pfarrhaus 1943Pfarrhaus 1907Pfarrhaus 1907Text W. Klemusch